Man sagt ja - jemand hat keine Moral - aber sagt man auch... - jemand hat Moral - ... Ich bin moralisch, klar. Ich habe einen moralischen Code... auch klar. Mir fiel es schwer, dieses Panel nicht noch mehr zu überfrachten und den Text in der Übersetzung so kurz wie möglich zu halten.
Apropro (wort)Wahl. War grad Wahl in deutschland und es ist eine rechte Partei in den Bundestag gezogen. Ich werd auswandern, wenn so eine Partei jemals wieder die Mehrheit in Deutschland hat. Man, ich mag mein Land, aber ich hab keine Ahnung, wie man Leute aus einer dermaßen verkorksten Denkblase wieder rausholt, wenn die alle gegensätzlichen Meinungen für Fake News oder Propaganda halten. Das ist ja auch die Sache mit Gabriel mitten in der Psychose: Jeder, der ihr handfeste Beweise gegen das liefert, was sie für die Realität hält, ist Teil der Verschwörung gegen ihre Realität und wird als Feind oder Uninitiierter abgestempelt. Ihre Realität ist nicht die, die andere Menschen wahrnehmen. Das fasziniert und gruselt mich so an Psychosen. Ich hab einmal direkt einen Menschen erlebt, der voll in die Psychose abgedriftet ist. Ihre ganze Welt bestand aus Bedrohung und sie selbst sah sich ein wenig als Erlöserfigur. Seeehr viel abgeschwächter als im Film. Sie hatte sich Missionen zusammengedichtet, die sie unbedingt erfüllen musste, stand einmal 4 Uhr morgens in meinem Zimmer und holte drängend eine Information ein, die sie glaubte, dafür zu brauchen. War im Internat. Sie ist kurz darauf abgeholt worden. Ich bin sehr enttäuscht, wie ich damals damit umgegangen bin. Ich hab mitgespielt, weil ich nicht gecheckt hab, dass das, was sie mir erzählt, nicht mehr Teil der Realität war. Sie wollte jemanden retten, von dem ich dachte, dass derjenige nicht in Gefahr sei. Sie hatte sich total auf den Menschen fixiert. Und wann immer ihre Psychosen wieder anfingen, bekam er in den Jahren darauf Briefe. Das fand ich herzzerbrechend. Sie erzählte mir auch, wie andere Menschen sie anhimmeln und ich dachte, dass diese anderen Menschen aufgrund ihrer Situation eventuell nicht zurechnungsfähig seien und sie das eher als Anekdote erzählt. Meine Erlebnisse mit ihr waren harmlos. Eine Freundin kam nicht so leicht davon. Niemanden von uns ist physisch etwas passiert, obwohl das Mädel irgendwann dachte, dass wir ihr etwas antun wollten und da wurde sie dann abgeholt. Für uns war sie ein bisschen off, schrulliger als die anderen Schrullen (uns eingeschlossen), aber halt eher bissl verbohrt und nervig... 4 Uhr morgens in einer normalen Schulnacht - hey... Ich fand das nicht creepy, sondern nervig damals. Statt die Sache rational zu verarbeiten, haben sich alle "Betroffenen" versammelt und das Herz einem Seelsorger ausgeschüttet, der nie ein Ohr für uns hatte und uns auch nicht helfen konnte. Ich ärgere mich, dass ich mit meinen Gefühlen damals nicht reflektierter war und mit jemandem geredet hab, zu dem ich wirklich Vertrauen hatte. Daran denke ich jetzt manchmal, wenn ich lese, dass Seelsorger am Ort einer Tragödie im Einsatz sind. Sind das gute Leute, die wirklich helfen? Oder Gullys, gegen die man seine Sorgen ruft und die mit einem Nicken versickern und vergessen werden? Unser Seelsorger war auf einer ganz anderen Wellenlänge als wir und nie Teil unserer Wohngemeinschaft - auf dem Papier war er verantwortlich. Wirklich für uns da waren andere.
Klar konnte uns damals niemand sagen, was los war. Mittlerweile weiß ich, dass das Mädchen schizophren war. Ich hab grad mal nach ihr gegooglet. Scheint einige mit diesem Namen zu geben. Ich weiß nur noch, dass sie damals direkt nach ihrer Episode so harte Medikamente bekam, dass sie nicht mehr als ein paar Stunden pro Tag wach war. Ich denke häufig an sie und wie viel Pech manche Menschen haben... weil ihr Hirn einfach mal Mist baut, ohne dass sie etwas dafür können.
Ich hab später in ihrem Zimmer gewohnt.